Montag, 20.03.2020 Fahrt Risaralda nach Pereira und Flug nach Bogota + Corona-Buchungs-Chaos

Nach einem leckeren und relaxten Frühstück ging es schon relativ früh los nach Pereira, denn, der Flug nach Bogotá war für 13:00 Uhr angesetzt. Germán wollte Nebenstrecken fahren, damit ich noch was zu sehen bekomme. Das bekam ich dann auch, die Landschaft dort ist traumhaft. Die Städte auf den Bergkämmen, die Ausblicke in die fruchtbaren üppigen Täler, die überschwängliche Vegetation, ich konnte mich nicht sattsehen und war froh, dass mir Germán noch so ein schönes Abschiedsgeschenk bereitete.

Der Flughafen in Pereira war, bedingt durch die Einschränkungen wegen Corona, schon recht gespenstisch anzusehen. Die Leute huschten rum, hielten Abstand, manche desinfizierten den Stuhl, bevor sie sich setzten. Die Menschen waren in der Basis verunsichert und ängstlich. Alle 10 Minuten eine Durchsage, mit Sicherheits- und Hygieneratschlägen.

Der Flug nach Bogotá lieg glatt und ruhig. Beim Anflug über Bogotá konnte man die leeren Straßen der riesigen Stadt sehen, denn, es war ein Probelauf für den großen Shutdown. Kein Privatauto war zu sehen, nur wenige Taxis. Gespenstisch!

Aber noch gespenstischer war der Flughafen in Bogotá. Es gingen zu dieser Zeit nur noch vereinzelte Flüge rein und raus. Entsprechend waren der Ankunftsbereich und die Gepäckbänder. Leer war alles und nirgendwo wurde unser Flug und das Gepäckband angezeigt. Ich wartete eine halbe Stunde, bemerkte aber, dass inzwischen fast alle der Mitpassagiere weg waren. Nur ein deutsches Pärchen war noch da. Der Mann machte sich auf die Suche und fand heraus, unser Gepäck wurde in einem Kämmerchen hinter den Gepäckbändern ausgegeben. Etwas merkwürdig… Aber glücklicherweise hatten wir unser Gepäck und glücklicherweise hatte ich die beiden kennengelernt. Möglicherweise hatte mir das später zu meinem Heimflug verholfen.

Als wir rausgingen und gleich in die Abflughalle kamen, da waren Menschenmassen vor den Schaltern, ein Tohuwabohu, Menschen mit ihrem Gepäck auf dem Boden sitzend. Ich versuchte mich am Avianca-Schalte anzustellen, um rauszufinden, ob mein Flug noch gehen würde. Nach einiger Zeit in der Schlange wurde ich von einem Avianca-Mitarbeiter zu einem der geöffneten Check-In-Schalter verwiesen. Dort erklärte mir die Avianca-Mitarbeiterin, dass mein Flug am 24.03. ersatzlos gecancelt worden sei.  Ich fragte sie, was ich nun machen könne. Sie meinte, es gäbe am nächsten Tag, einen der letzten Flüge die überhaupt stattfinden, nach Sao Paulo. Ich solle doch erstmal dahinfliegen und dann sehen wie ich weiterkomme. Die Idee, ein paar Wochen in Brasilien zu verbringen, weil kein Flug weitergeht, bei fremder Sprache und in einem Land, in dem ich die „Mechanik“ nicht so gut kenne, die fand ich nicht gut. Zwar war ich bereits mal in Rio und Salvador, aber, mein Spanisch war inzwischen ganz OK. Portugiesisch konnte ich nicht. Also lieber nicht.

Ich hatte keine Ahnung was ich machen sollte. Es war zum Verzweifeln. Da sah ich in einer anderen Schlange das deutsche Pärchen stehen, die ich gerade bei der Gepäckabgabe kennengelernt hatte. Ich gesellte mich in meinem Unglück zu ihnen. Sie waren gerade dran und hatten schlechte Karten, da sie ein Lufthansa-Ticket hatten und keinen Avianca-Ticket. Ich jedoch hatte mein Avianca-Ticket, was die Avianca-Mitarbeiterin im Gespräch um Lösungen bemerkte. Da meinte sie so nebenbei, dass am nächsten Tag ein Avianca-Flug nach Barcelona gehen würde. Ich wurde sehr hellhörig und fragte, ob sich mich drauf buchen könnte. Erst sprach sie von Warteliste, aber, plötzlich hatte ich ein Ticket und eine Boardingcard für nächsten Tag nach Barcelona in der Hand. Ich konnte es nicht glauben! Die beiden Deutschen, weswegen ich mich überhaupt in die Schlange stellte, die gingen leer aus. Hätten auch nach Sao Paulo fliegen können. Die beiden blieben am Flughafen, um eine Lösung zu finden und ich zog freudestrahlend los, um die Nacht in dem in Flughafennähe gebuchten Hotel abzusteigen. Es war so nahe, dass ich es zur Not auch zu Fuß gehen hätte können. Ich versuchte alle Möglichkeiten mit einzubeziehen. Aber Taxis fuhren noch und so lies ich mich in das Hotel bringen.

rpt

Was noch zu tun war um eine Lösung zu finden, wie ich von Barcelona nach München, oder zumindest Deutschland kommen könnte. Im Hotel erfuhr ich, dass Barcelona inzwischen der europäische Hotspot für Corona war. Das klang nicht gut. Nach meinen Informationen gingen keine Flüge mehr von Barcelona nach Deutschland. Ich überlegte, ob ich ein Auto kaufen solle und damit versuchen sollte, zumindest zur Eva nach Cannes zu gelangen. Eva hätte mich vielleicht aufgenommen. Ich machte mich auf die Suche nach Hotels in Barcelona. Da war nicht mehr viel zu holen, alles dicht.

Aber die Tia gab mir den Tipp, es einfach mal auf der Lufthansa-Website zu probieren. Das tat ich und buchte mir einen Anschlussflug am selben Tag von Barcelona nach München. Unglaublich!

Es war jetzt zwar spät in der Nacht, aber, wenn ich es schaffen würde den Flug von Bogotá nach Barcelona anzutreten, dann hatte ich es fast geschafft. Ein wenig verunsichert war ich durch eine E-Mail von Avianca, die mich bat, umgehend mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Aber diese Spielchen kannte ich schon. Darauf lies ich mich nicht ein. Sowas ähnliches hatte ich schon mal in Lima erlebt und dabei mein Ticket verloren.

Im Hotel kamen immer mehr gestrandete Urlauber an, viele von der Karibikküste. Denn von Cartagena gab es keine internationalen Flugverbindungen mehr. Also versuchten alle nach Bogotá zu kommen. An sich vernünftig. Aber da hingen sie jetzt fest, denn, mein Flug morgen nach Barcelona war der letzte nach Europa. Herausgestochen ist ein älteres sächselndes Pärchen, das kein Wort Spanisch sprach und sich mit einer Übersetzungs-App auf dem Smartphone durchkämpfte. Ich übersetzte ihnen die Kommunikation mit der Hotelrezeption und wurde danach ein wenig traurig, denn, sie befanden sich in so einer hoffnungslosen und hilflosen Situation… schrecklich!

Geschlafen habe ich nicht viel im Hotel und die wenige Zeit, die ich schlief, die nutzte eine Bettwanze um mir ein wenig meines Lebenselixiers abzusaugen, wie ich am nächsten Tag bemerkte.