Freitag, 13.03.20 – erneute Fahrt nach Guachalito

Mittags ging es los. Diesmal nicht vom „Touri-Steg“, nein, ich holte Santiagos Frau zuhause ab und wir liefen bis fast ganz hinter in südlicher Richtung, bis zu einer Indianer-Community. Dort hatte Santiago sein neues Schiff stehen und putzte es gerade mit zwei Kids. Die Schraube musste noch dran, die Sitzbänke noch montiert werden. Auch das Dach war noch nicht montiert. Ich beobachtete alles von der „Tankstelle für Schiffe“ der „Hermanos K“ aus. Ich besorgte mir noch schnell zwei Flaschen Wasser für die Überfahrt. Ich hatte noch nichts gefrühstückt, aber, auf dem Weg hatte sich auch nichts ergeben und die Frau von Santiago meinte, es würde dann eh Essen geben, sie hatte zwei dicke Taschen dabei, vermutlich voll mit Lebensmittel.

Es tauchten dann noch eine Familie mit zwei Kindern auf und eine hübsche schwarze Frau mit drei Kindern (war sicher deutlich unter 30) und unglaublich weißen Zähnen. Ich rückte mir jedesmal geblendet die Sonnenbrille zurecht, wenn sie lächelte und sie lächelte ständig. Alle nahmen im deutlich größeren neuen Boot Platz (bis 20 Fahrgäste) und schon ging es los.

Diesmal waren es unglaublich fiese Wellen. Ganz kurz und nicht so hoch, total unregelmäßig, dann wieder höhere dazwischen. Sie bewirkten jedoch, dass Santiago nur einen Bruchteil der möglichen Geschwindigkeit mit seinem neuen größeren Motor ausfahren konnte, weil das Boot so hart in die Wellentäler schlug, dass ich nach 10 Min bereits ernsthaft Sorge um mein Kreuz hatte. Ich versuchte mehrere Stellungen und Arten der Bewegung und harten Schlägen des Bootes zu begegnen und stellte fest, die „Katzentaktik“ funktionierte am besten. Dabei stellte ich mir intensiv vor, ich sei eine Katze und wie die dem wohl begegnen würde. Tatsächlich war es in diesem Bewusstsein gut erträglich, solange ich daran dachte. Aber, es war trotzdem eine kleine Hölle. Ich war froh als wir landeten.

Ich bezog erst ein Zimmer oben, wo ich bereits einmal letztes Jahr drei Nächte verbrachte, zog dann aber runter ins Erdgeschoss, weil da das Zimmer bereits gemacht war. Nach einer erholsamen Siesta (es war dann schon später Nachmittag) ging ich rüber zum „Kiosk“ vom Club Nautilus und kaufte mir eine Packung Chips (Mini) und zwei Wasser. So konnte ich die Zeit bis zum Abendessen gut überleben, denn, ich musste mich mit dem Essen gedulden. Da war dann auch noch Zeit für eine erfrischende Dusche. Frisch geduscht und mit Antimückenmittel aus Kolumbien eingeschmiert, da hat man dann tatsächlich Ruhe von den Mosquitos und Co!

Alle seiner Freunde waren Evangelen (nicht das was man in Deutschland unter „Evangelisch“ versteht) inklusiv einem Pastor, also nix mit Bier, Wein, Weib und Gesang… Erst zuckte ich zusammen, denn, ich hatte diesbezüglich in Peru schon Erfahrungen gemacht, aber, die waren wahnsinnig nett und offensichtlich auch nicht so fanatisch und „missionarisch“ unterwegs. Es war ein angenehmer Abend, zwischen Kindergewusel und leckerem Essen, bei anspruchsvollen Gesprächen, die mich ständig deutlich über meine Grenze der Spanischkenntnisse brachten.

Relativ früh (wie im Chocó üblich) ging ich in Richtung schlafen, jedoch vorher noch hinter zum wunderschönen Strand. Aber, es war bedeckt und stockdunkel, pechschwarz. Ich versuchte ein wenig den Strand nach Süden in Richtung Termales zu gehen, aber zusätzlich war gerade Flut. Die war so hoch, dass sie direkt an den Wald grenzte. Daher gab es fast keinen Strand und dazu die Wellen. Des tat ich mir 15-20 Minuten an, dann kehrte ich um, legte mich in die Hängematte vor dem Zimmer, in der ich dann auch bis in der Früh blieb. Eine erst herrliche Nacht. Die Mücken ließen mich interessanterweise auch in Ruhe. Es war zwar bedeckt, aber, es lockerte auf und der noch kräftige Mond beleuchtete die dünner werdenden Wolken von oben so stark, dass unten auch noch was dabei rauskam. Schöne Aussicht auf die nächtliche Palmen- und Strandszenerie.

Dann. So um 04:30 ging ich doch rein, denn, da fing es zum zweiten Mal zum Schütten an und es wurde empfindlich kalt (relativ natürlich, so 26 Grad). In Kombination mit der hohen Luftfeuchtigkeit dann eher nicht mehr so warm.