Freitag, 06.03. – Rückflug Medellín nach Nuqui

Ich musste schon früh aufstehen. In der Nacht war ich bereits einmal aufgewacht, vielleicht gegen 02:00 Uhr. Ich hatte in diesem Moment nach dem Aufwachen keine Ahnung, wo ich war und was ich wollte. Setzte mich im Bett auf und begann intensiv darüber nachzudenken, wo ich gerade war, es fiel mir nicht ein. Ich ging auf den Balkon, das half nichts. Dann fiel es mir kurz ein, war aber gleich wieder weg. Recht merkwürdiger Zustand, in dem Moment dachte ich mir, so müssen sich Menschen fühlen, die ihr Gedächtnis verlieren. Sie sind da, aber, die ganze Vergangenheit ist einfach wie weggeblasen. Ein wenig merkwürdig war das schon… aber komischerweise nicht beängstigend. Es dauerte aber mehrere Minuten, bis ich wieder die Orientierung hatte. Vermutlich war ich durch ein Geräusch von draußen, durch die offene Balkontür, aus einer Tiefschlafphase gerissen worden. Ich war es nach 3 Wochen absoluter Ruhe in der Nacht überhaupt nicht mehr gewöhnt, dass Lärm wie Autoverkehr und Hupen zu mir vordrang.

Wieder einmal eine warme Dusche zu haben, das war ein großer Genuss, bin ja eigentlich nicht so der „Kaltduscher“. Um 06:00 Uhr war ich an der Rezeption des Hotels und es dauerte keine 2 Minuten, dann war das telefonisch bestellte Taxi schon da. Check-In und dann ein kleines Frühstück beim Warten vor dem Ausgang zum Flugzeug. Der Flug ging pünktlich los und war recht ruhig, es waren 7 Fluggäste und bereits kurz vor 08:00 Uhr waren wir wieder in Nuqui, aber ebenfalls mit einer recht harten Landung, keine Ahnung warum das bei mir immer so war die letzten Flüge. In Nuqui kann ich das auch gut verstehen, bei der kurzen Landebahn. Irgendwann muss man entweder runderdrücken oder durchstarten, sonst läufts blöd, aber in Medellín, da ist die Landebahn ewig lang. Da halte ich es für unnötig.

Als ich, weil kein Gepäck, gleich raus wollte, hielt mich eine gestrenge Polizistin zurück und fing an merkwürdige Fragen zu stellen. Glücklicherweise war Paula draußen vor der Glastür, sie erwartete mich bereits, hatte mich aus der Abflughalle wohl gesehen und erklärte der guten Frau, dass ich quasi schon ein „Local“ wäre. Was die Polizistin komischerweise befriedigte. Auch Germán war da, sie flogen gerade nach Quibdo, um von dort aus per Bus nach Pereira zu fahren. Das empfahlen sie mir auch, wenn ich sie später besuchen wollte. Aber, ich hatte vor nach Medellín zu fliegen und mich endlich auch mal, zumindest einen Tag, Medellín und der Gegend zu widmen.

Draußen, gegenüber dem Flughafen im Restaurant, da begrüßte mich der junge Franzose, der vorgestern ebenfalls Geldprobleme hatte. Aber die schien er irgendwie gelöst zu haben, denn, er strahlte über das ganze Gesicht. Vorgestern sprach er noch mit finsterer Miene von der 24stündigen Schiffsfahrt nach Buenaventura, wo er sich gerade um ein Ticket bemühte. Aber die fahren ja nur ein oder zweimal pro Woche wenn überhaupt. Ich setzte mich nicht zu ihm zum Frühstück, ging gleich zum Hotel. Die zwei sympathischen Verwalter waren froh, dass ich wieder da war, denn, sie hatten sich doch Sorgen gemacht, weil ich nicht zurückkam am Vortag.

Die supernette Hausperle hatte, während ich in Medellín war, ungefragt meine ganze Wäsche gewaschen. Das mit dem Waschen war auf meiner ToDo-Liste und ich war eher nicht so motiviert. Aber es musste sein. Ich bemerkte nicht einmal, dass die schmutzige Wäsche weg war. Irgendwann kam sie hoch zu mir und händigte mir das Bündel aus. Drei T-Shirts mussten noch auf die Leine, weil sie noch nicht ganz trocken waren. So hängte ich sie auf meinem riesigen Balkon auf.

Zum Mittagessen ging ich ins La Flores, wo ich mir einen leckeren gegrillten Fisch schmecken lies. Mein ganzes Leben hatte ich noch nicht so viel Fisch gegessen wie in den letzten 3 Wochen. Kurze Siesta, ein wenig Blogg und dann zum Strand, wo ich den Sonnenuntergang mit einem Bier in der Hand genoss und dann noch eine ganze Zeit am Strand entlang in Richtung Norden lief, in der warmen Nacht, bei angenehmer Brise, mit einer guten Sicht auf die blinkenden Positionslichter der wenigen Schiffe auf dem Pazifik. Das ständige Rauschen im Ohr, zufrieden und glücklich. Das waren außerordentlich schöne Momente, die ich auch ganz allein gut genießen konnte.