Tolú – Samstag, 02.03.19

Frühstück in einer Panderia am Hauptplatz mit ausgezeichneter persönlicher Beratung, wegen der Fülle der mir unbekannten Brötchentypen. Dann noch einen Fruchtsaft an der „Strandpromenade“. Dann langsamer Rückzug zum Hostel. War für 13:00 Uhr bei Jaime zum Mittagessen eingeladen und es war noch zu früh. Langer Ratsch mit dem Macheten-Mann, verantwortlich für die Büsche und so am Strand und Straße. Dann mit dem kolumbianischen Geschichtenerzähler mit seinem Brasil-Bicitaxi. Er erzählt viele Witze und lustige Geschichten, die ich leider zum Großteil nicht verstand. Zum einen mangels meiner schlechten Spanischkenntnisse, zum anderen, weil er so schnell und undeutlich redet. Ist trotzdem eine sehr interessante und schöne Erfahrung.

Bei Jaime, der beim Ratsch mit dem Brasil-Bicitaxi-Menschen mehrmals vorbeikam und einkaufte, gab es zum Mittagessen leckeren Fisch, den er höchstpersönlich zubereitete. Seine Frau stieß dann auch dazu und wir haben gemeinsam gegessen.

Dann kam seine Frau Lilia auf die Idee, zum Strand zum Schwimmen zu gehen. Alle fanden die Ideee gut und schon ging es zu Füß los in Richtung Südwest. Weiter und weiter, bis wir schon fast an einem Schiffsanlegestelle für Erdöl oder so waren. Aber, Jaime hatte recht, hier war das Wasser viel klarer als um Tolú rum. Auf dem Weg fanden wir allerdings mehrere portugiesische Galeeren (Feuerquallen) und ebenso kleine getötete Fische am Strand liegen. Das motivierte mich erstmal nicht so sehr ins Wasser zu steigen… habe die Viecher (eigentlich ja eine Symbiosen aus verschiedenen hochspezialisierten einzelnen Polypen) zum ersten mal gesehen und schon etwas Respekt. Wollte nicht unbedingt am Strand draufsteigen oder im Wasser Kontakt mit den eigentlich schön anzusehenden Geschöpfen haben, weil das zumindest sehr schmerzhaft sein muss. Der Jaime sammelt die Tiere auf und packt sie in eine Wasserflasche, später in eine noch größere Wasserflasche. Als wir am Ziel ankammen (Jaimes Ziel) waren wir sicher 40 Minuten unterwegs, eine sehr kurzweilige Wanderung am Strand. Es gab Getränke und Schatten und der Schatten war jetzt wirklich wichtig. Denn der gang am Strand machte mir ein wenig Sorgen, wegen der Intensität der Sonne, aber, es war alles ok. Bisher habe ich mir nur einmal einen leichten Sonnenbrand auf dem Hirn geholt, aber klar, 2-3 Stunden ohne Hut in der prallen Mittagssonne, selbst schuld. Ansonsten habe ich die ganze bisherige Zeit völlig ohne Sonnenschutzmittel geschafft. Aber klar, ich war vorher intensiv im Solarium und ich mied die pralle Sonne. Ich bin auch nicht der, der sich mittags an den Strand legt. Vielleicht mal am Abend oder Morgen. Jedenfalls brauche ich definitiv keine Sonnenschutzcreme, die ja, laut verschiedenen Berichten, auch nicht so ganz ohne Gefahren sein soll.

Das Gefäß mit den blauen portugiesischen Galeeren stand auf dem Tisch, Lilia saß davor, ein Windstoß und die ganze Brühe mit den Galeeren ergoss sich über Lilia´s Knie. Glücklicherweise berührte keiner der Viecher ihre Haut, aber es reichte schon das Wasser für eine brennende und rote Haut. Da fing Jaime zum Experimentieren an, tupfte mit den Viechern leicht auf seine Haut am Fuß und beobachtete was passierte. Klar, brannte wie Hölle, aber er wollte es ausprobieren 🙂 Dann stieg er auf eine bereits tote Galeere drauf und fühlte in sich, ob der Reaktionen seines Körpers. Zum Glück brannte es anscheinend nur. Schon ein herber Typ der Jaime. Aber er hat mir auch ein paar Worte erzählt über seine frühere Zeit. Scheint recht heftig gewesen zu sein…

Wir genehmigten uns ein paar Bier und der Nachmittag verging mit Baden und Ratschen im Flug. So eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang ging es langsam wieder los in Richtung Tolu. Ein außergewöhnlich schöner Spaziergang am Strand entlang. Der Wind von der See, wenn überhaupt jemand anderes, dann die relaxten Kolumbianer am Strande, meist Großfamilien, stets freundlich grüßend. Die Jungster mit ihren Quads, die über die Sandstraßen weiter hinten bretterten, die teilweise fast schon magisch aussehenden verfallenden Häuser, wie sie von der üppigen Natur Stück für Stück zurückerobert wurden. Sehr schöne Perspektiven und so langsam bereute ich es ein wenig, dass ich meine große Nikon nicht mitgenommen hatte. Aber allein unterwegs… etwas schwierig. In der Gruppe geht das besser.

Später dann abhängen vor Jaimes Disco, die Beine im Sand, geile alte Mugge, ein Bier in der Hand und Ratsch mit Jaime, Lilia und verschiedenen Nachbarn. Einfach totale Gelassenheit und Frieden.

Kolumbianer reagieren, wenn man freundlich auf sie zugeht, praktisch immer sehr offen, neugierig, hilfsbereit und superfreundlich. Sind interessante Gesprächspartner. Ich bereute meine Faulheit, nicht besser spanisch gelernt zu haben. Es haben sich so oft und völlig unerwartet nette Gespräche ergeben, indem man z.B. einfach nur so am Strand oder an einer Straße rumsitzt. Wenn man freundlich lächelt wird man meistens angesprochen. Wenn man jemand anspricht wird freundlich erwidert. Sehr angenehmer Menschenschlag!

Als ich gegen 23:00 ins Hotel komme, ist dort eine Art von Familienfeier im vollen Gange. Ich werde freundlich begrüßt, setze mich aber nicht dazu sondern gehe ins Bett. Hätte mich genauso dazusetzen können, denn, mit schlafen war bis 05:00 Uhr nix. Die Musik und die Fiesta war so laut, die Musik voll aufgedreht. Es war kein Problem, ich fand es cool. Kolumbianer scheißen sich in dieser Hinsicht überhaupt nichts. Auch der Jaime hatte ja die Lautsprecher auf den Strand ausgerichtet und beschallte mit seiner voluminösen Anlage auch die komplette Nachbarschaft mit.

Aber um 05:00 habe ich mich dann für eine akustische Zugangsbeschränkung aus Papier für die Ohren entschieden, mit guter Wirkung 🙂

Fotos folgen!