Termales Chocó – Samstag, 23.03.2019

Das Frühstück war schon wieder spitzenmäßig. Sie kochen immer alles frisch mit Gemüse aus eigenem Anbau. Immer alles frisch und lecker. Dann die „fette Siesta“ und noch die Krabben-Beobachtungstour am Strand. Einer Gruppe von immer zutraulicher werdenden Jugendlichen ist ebenfalls am Strand. Wenn man mal ein paar Tage da ist und sich die Leute an einem gewöhnen, dann werden sie langsam vertrauter. Sie rückten immer näher ran, fragten zum Beispiel nach der Uhrzeit, um ins Gespräch zu kommen. Aber diesmal hatte ich keine Lust.

Ich gönnte mir schon wieder eines dieser hervorragenden Mittagessen aus dem Hause „La Sirena Negra“ und bereute es, wie immer, natürlich nicht. Dann ging es am Nachmittag hoch zu den Thermalbecken. Diesmal war es anders. Das Wasser war trüb, vermutlich von den vielen Leuten die mutmaßlich heute schon da waren und 5 davon saßen auch immer noch im Becken. So blieb es dann auch die ersten 30 Minuten. Dann kam eine Schaar von 15 Kindern dazu, die für gehörig Action sorgten. Es waren die gleichen Kinder, die auch schon am Strand so zutraulich gewesen waren, als ich dort mit meiner Hängematte abhing. Die fegten durch das Becken wie ein Hurrikan, so dass sich die beiden Latinas verabschiedeten und nur das spanische Pärchen mit Freund blieb. Als die Kids nach 15 Minuten gingen, kam dafür eine Gruppe etwas merkwürdiger Gestalten. 4 Männer und eine Frau, die anscheinend aus Termales waren, so vermutete ich, weil sie scheinbar den „Bademeister“ kannten. Sie verspeisten ihre Tüten mit Snacks im Becken, hatten Cola dabei und haben es sich mit lustigen Tauchspielen richtig gut gehen lassen. Einer der beiden Chefs warf einen Stein, die beiden anderen repetierten den Stein brav. Man kann da ja total daneben liegen und ich lag mit meiner Einschätzung in dieser Hinsicht schon oft TOTAL daneben, aber, wenn die mir in der Nacht in einem komischen Viertel entgegengekommen wären, dann hätte ich mich nicht so gut gefühlt…

Mein erster Warmwasser-Genosse von vor zwei Tagen kam dann auch noch, aber, mir wurde es zu merkwürdig, war auch schon über 2 Stunden rumgetümpelt, es reichte. Ich ging raus aus dem Wasser. Auch die Massage lies ich sausen, denn, die beiden Frauen wollten nur 1 Stunde komplett für 60.000 COP und ich fühlte mich nach den 2 Stunden im warmen Wasser mit meinem Problem der „Starrhalsigkeit“ schon wieder ganz gut. Daher wollte ich sie auf eine halbe Stunde runterhandeln. Darauf haben sich die beiden nicht eingelassen und guckten auch nicht gerade freundlich und einladend. Das raubte mir die restliche Motivation, OK, ich ging runter zum Strand. Da zählten die komplette Familie „La Sirena Negra“ und die Nachbarschaft gerade die heute erfolgte Lieferung per Motorboot nach, ob wirklich alles angekommen war. Auch aufgeteilt wurde mit anderen Geschäften. Das Boot kam heute Nachmittag, ich konnte es aus der Hängematte heraus gut beobachten, half auch dass Boot, um die Waren an Land zu bringen, nach unten zu ziehen, denn es war Ebbe. Das Boot, (la Lancha) stand ganz oben am Strand. Das bedeutete richtig Arbeit. Aber es ging glücklicherweise den Berg runter. Das rausfahren mit dem kleinen Boot war heute nicht so leicht wie sonst, weil deutlich höherer Wellengang war. Das erfordert sowohl bei der Abfahrt durch die Brandung am Strand, als auch beim Anlegen größeres Geschick. Der Bootsführer wartet, um mit dem Boot an Land zu gelangen, eine größere Welle ab und „surft“ mit dieser dann, bei voller Motorleistung, mit dem Boot auf den Strand. Recht heftige Aktion bei starken Wellen.
Die Bestellung der Waren erfolgte anscheinend per Telefon, die Lieferung kommt per Boot von Buenaventura. Der schnelle, aber teurere Weg ist, so meinte Moringa, die Bestellung über Medellín, die kommt dann per Flugzeug nach Nuqui und von dort per Boot nach Termales.

Wir machen die Sache mit der Rechnung klar (recht beeindruckende 385.000 COP für die drei Tage, ohne die Fahrt per Boot nach Guachalito, vor allem, ohne detailierte Aufgliederung) und Moringa meint, dass morgen in der Früh um 06:00 Uhr, weil Sonntag ist, kein Boot nach Nuqui fahren würde. Aber vielleicht Touristen mit Booten kommen würden, mit denen ich dann mitfahren könnte. Der Vorteil der Touristenboote wäre, so dachte ich mir, dass ich dann nicht so früh aufstehen müsste.
Wenn nichts funktionieren würde, dann könnte ich immer noch am Montag in der Früh mit dem normalen Boot fahren, das Werktags ja täglich von Termales nach Nuqui fährt. Aber 06:00 Uhr, verdammt früh…

Um 20:30, ich saß diesmal zum ersten Mal oben im ersten Stock des Hauses von La Sirena Negra und guckte durch die offene Wand von der Terasse aus auf die Straße. Da kam eine der Massage-Frauen der Thermalbecken vorbei und bot mir an, mich jetzt zu massieren. Die halbe Stunde. Ich fand eigentlich morgen wäre besser, aber, sie meinte, das würde schon hinhauen. OK, ich willigte ein und sie ging um ihre Massageliege zu holen. Eigentlich dachte ich ja, ich hätte oben quasi bereits anbezahlt und hatte das Geld bereits abgeschrieben. Aber, so stellte sich raus (wie auch immer) ich hatte noch nichts bezahlt. Sie kam recht schnell wieder, die bereits abendlich verschlossene Haustürt der Familie wurde geöffnet, die Massagefrau (Namen vergessen) wurde von Moringa noch ein wenig geschimpft, weil, Ruhstörung und so… Hahaha. Moringa hatte ihre eigenen Leute für die Massage, die sie mir in der Zwischenzeit anbot und die anscheinend, woher so schnell auch immer, plötzlich vor ihrer Tür standen. Aber ich blieb bei meiner ersten Wahl, weil mir die beiden Frauen oben (und eine stand jetzt bei Moringa) nicht sympathisch waren. Die Liege war schnell aufgebaut und sie knetete mich ordentlich durch, von Kopf bis Fuß. Ich bin froh, dass sie das nicht tagsüber am nächsten Tag machte, denn, sonst wäre sicher ein Pulk kommentierender Thermales-Bewohner um mich rum gestanden. So war ich allein auf der Liege, über mir die Sterne und um mich rum die starken Hände der Frau die mich massierten. Es wurde dann doch eine Stunde und ich gab ihr, keinen Bock mehr auf Diskussionen, 50.000 COP. Die Familie im Haus „La Sirena Negra“ akzeptierte die Entscheidung wohl, aber, hätte sicher eine bessere Lösung gehabt. Hinterher wurde die Massagefrau sogar freundlich bis zutraulich, was sonst, bis auf die, die Geschäfte mit einem machen, eher selten war, aber natürlich auch möglich. Hängt vermutlich mit der sonstigen Auswahl an Gästen zusammen, denn, ich könnte mir vorstellen, dass so manche kolumbianische Reisegruppe (so wie ich sie erlebte) recht GNADENLOS agierten, um es vorsichtig auszudrücken.