Fahrt Taganga – Cartagena – Unfallhelfer

Der Tag hatte so schön angefangen! Gemütliches Aufstehen, packen und laanger Ratsch mit Enzo und Zule. Zule baute mir noch ein leckers Mittagessen, damit ich unterwegs nicht verhungern würde. Ich zahlte noch alle meinen offenen Rechnungen und machte mich bereit, um 12:30 vom Bus nach Cartagena abgeholt zu werden. Die beiden Kinder von Zule unterhielten uns (Enzo und mich) mit ihrer DauerQuasselSing-und-Tanz-Show. War lustig, aber Enzo musste ich echt bewundern, denn, er hatte das Programm ja fast jeden Tag und es gibt definitiv keinen Ausschalter.

Enzo erzählte mir noch, dass es heute oder gestern beim Carnaval-Fußball-Mix in Taganga Tote und Verletzte gab. (findet jedoch bisher in den kolumbianischen Medien keine Bestätigung) Ich bin froh dass ich mich da gestern nicht reingeschmissen habe, hatte den Impuls zu gehen, weil ich wohl die aggressiv aufgeheizte Stimmung spürte. Musik war auf dem Carnaval übrigens viel Brasil-Carnaval-Musik, was mich echt wunderte.

Der Bus ist dann doch noch gekommen (1 Stunde zu spät), ein letzter Blick auf Taganga und schon ging es los. Der klapperte erst einige Hostels ab und schon waren wir unterwegs. Es ist eine wirklich schöne Strecke von Santa Marta nach Barranquilla. Links die Lagune, rechts das tosende Meer und die Straße auf dem Sandstreifen dazwischen gebaut.

Die Fahrt geht auch glatt, bis zwischen Barranquilla und Cartagena der Fahrer plötzlich stoppt und aus dem Bus stürmt. Da sehe ich auch warum, direkt vor uns hat sich ein Bus überschlagen und zwischen Glas, Fahrzeugteilen, Gepäck liegen Verwundete, der Bus selbst lag auf dem Dach und war auf der Fahrerseite sehr stark beschädigt. Der Fahrer schien noch zu leben, war aber eingeklemmt und jammerte schrecklich. Noch eine weitere Person schien im Bus zu sein und konnte sich selbst nicht befreien, da der Bus kopfüber lag. Wir versuchten den Bus umzudrehen, was glücklicherweise nicht gelang, denn, da lag inzwischen eine stark blutende Verletzte, die erst weiter vom Bus weg transportiert werden musste. Dann konnten wir den Bus umdrehen aber der Busfahrer war dann schon gestorben. Hat möglicherweise das Umdrehen nicht überlebt. Aber er war in einem sehr desolaten Zustand, weil der Bus genau an der Fahrerseite sehr stark beschädigt war und er, der Fahrer, da mittendrin eingeklemmt war im verbliebenen Blechknäuel. Ein kleines Mädchen zählte wohl auch zu den Todesopfern und ich war überrascht wie viele Verletzte es gab, denn das war ja ein Kleinbus. Aus dem noch umgedreht liegenden Bus kletterte auch ein offensichtlich nicht schwer verletzter älterer Mann, überprüfte die Wunde an seinem Kopf und an seiner linken Hand und ging dann an der Unfallstelle hin und her, da er sein Handy vermisste, wie er später erzählte. Inzwischen waren alle Verletzten unter Versorgung, den Toten konnte man nicht mehr helfen, unser Busfahrer fuhr los, ich konnte ihm gerade noch vor das Fahrzeug springen, der wäre sonst ohne mich losgefahren. Das wäre dann doch recht blöd gewesen. Da stieg dann auch noch der ältere Phönix-Mensch, der Mann mit seinem erneuten Geburtstag am heutigen Tag, zu uns ein, der Mann, der sich aus dem deformierten Buss schälte und wollte mit uns nach Cartagena fahren. Er setzte sich neben mich und begutachtete seinen zerschundenen Körper. Mir war klar was ein Schock ist, auch war mir klar, was es bedeutet, einen starken Schlag auf den Kopf zu bekommen und dann, geraume Zeit später, lebensbedrohliche Probleme zu bekommen, wegen einer Hirnschwellung oder ähnlich unangenehmen Sachen. Zufällig hatte ich Taschentücher in meinem Rucksack und sogar Desinfektionsmittel, mit dem er sich seine Wunden putzte. Der spürte, wegen dem Schock, momentan noch keinerlei Schmerzen. Das kenne ich von Motorradstürzen. Da springt man nach dem Sturz auf, stellt schnell das liegende Motorrad auf und schiebt es weg, scheucht alle Ersthelfer weg, dann kommt der Schock und man kann nicht mehr aufstehen und später, wenn der Schock nachlässt, dann kommen die Schmerzen. So beobachtete ich ihn, sprach mit ihm, in der Hoffnung, keine mentalen Ausfälle zu bemerken. Denn dann hätte es schnell gehen müssen. Er meinte noch, dass die Hand wohl doch gebrochen sei. Aber die Hand, kein Problem, ich machte mir wegen seinem Kopf Sorgen, denn es war schon zu sehen dass er da was abbekommen hatte. Aber es ging ihm gut und auch in Cartagena ging es ihm noch gut. Er setzte sich da in ein Taxi und fuhr heim. Hoffentlich ist er noch in ein Hospital gefahren…

Mr. Phönix – der Geburtstägler…

Ich stieg kurz danach in Cartagena Getsemani (der Altstadt, mit der dicken Mauer und den schönen Häusern) aus und lief die paar Meter zum Hostel Real. Nach dem Einchecken hatte ich irgendwie zu nix mehr Lust. Aber vermutlich werde ich dann doch noch eine Runde in der Altstadt drehen. Vermutlich könnte ich grad eh nicht einschlafen.

Ich selbst habe beim Unfall keine Fotos gemacht (KLAR!), aber, auf den kolumbianischen Medien fand der Unfall durchaus Erwähnung, auch mit Fotos und Videos, auf denen ich sogar zu sehen bin, weil ich mit dran war als der Bus umgedreht wurde. Aber das erspare ich Euch mal, obwohl es auf keinem der Fotos und Videos die zahlreichen Verletzten oder Toten zu sehen gibt. Es soll ja ein Urlaubsblog sein und bleiben.

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