26. Februar – der Samstag in Taganga


Lange Internet-Session im Casa de Felipe. Wenn man dort für 6000 Pesos ein Frühstück kauft, kann man, ohne dass man da wohnt, deren Internet-Zugang WiFi nutzen, welches wesentlich schneller ist als das im Hostel Bavaria. Das haben wir dann auch gemacht und die ganzen Bericht in den Blog nachgetragen. Aber das Beste ist, vom Dach des Hostel Bavaria kann man sich gerade noch ins WiFi des „Casa de Felipe“ einlogen ;-).
Mittags sind wir dann runter an den Taganga-Beach und haben für teures Geld Mittag gegessen. Erst mal ich bei der Palenque-Gang, 20000 Pesos für super leckeres Arroz con Camarones. Die Katrin wollte Fisch und war nicht bereit 25000 Pesos für den Fisch zu zahlen und übte sich in Geduld. Der Reis war superlecker! Arme Katrin… Dann sind wir weiter zu einem anderen der runden, schilfgedeckten runden Holz-Stände, die sich am Strand und der Promenade entlang um Gäste bemühen. Dort bekam die Katrin ihren Fisch für 12000. Name haben wir vergessen, aber, er war so „gesprenkelt“ sagt die Katrin.
Eine kleine Gruppe von kolumbianischen Gästen, unter ihnen ein kleiner Junge, bestellten auch Fisch. Der wird auf einer Platte präsentiert, um auszusuchen, welchen man gerne gebraten hätte. Der Junge wollte auf keinen Fall den schwarzen Fisch. An diesen Spruch (no quiero el pescado negro…) mussten wir dann eine ganze Zeit immer wieder denken, wenn wir was bestellten.

no quiero el pescado negro
Katrin war vom Fisch begeistert! Ich fand ihn zu trocken, denke dass er alt war. Hatte seine Konsistenz (Reaktion nach Druck auf Haut, Augenzustand, Kiemenzustand) selber nicht beurteilen können, daher kann man nix genaues sagen.

Seit Tagen war es stürmisch in Taganga. Der Besitzer des Hostel Bavaria meinte gestern, das wäre für diese Jahreszeit im Februar ganz normal.  Auffällig ist, dass alle darunter leiden. Viele der Chicas sind ständig am niesen. Vermutlich stellt dieses Wetter für die wärmeverwöhnten Bewohner Tagangas sowas wie den „Winter“ dar. Wenn wir die 10 Minuten vom Hostel zum Strand runter liefen dann erwischte uns mit Sicherheit mehrmals eine dieser Böen. Sie wirbeln zum einen den ganzen Staub auf und treiben ihn, wie bei einem Mini-Sandsturm in der Wüste, als eine dunkle Wand vor sich her. Der Wind in der Kombination mit dem aufgewirbeltem Sand wirkt wie ein Sandstrahlgebläse auf die unbedeckten Hautstellen. Alle bleiben stehen oder suchen Schutz hinter einem Baum, Haus oder einer sonstigen Windbarriere. Diese Böen dauern immer nur wenige Sekunden und kommen in Zyklen von circa 5 – 10 Minuten. Sie fallen auch unterschiedlich stark aus. In der Nacht werden sie dann meistens stärker. Diese Nacht erreichten sie meines Erachtens immer wieder Sturmstärke. Aber dieses gemeinsame Trotzen gegen die Sturmböen hat auch was Verbindendes, denn, die Bewohner Tagangas sind normalerweise so ganz anders als die bisher kennengelernten restlichen Kolumbianer. Viel reservierter und ein wenig kühl. Nach so einer gemeinsam überstandenen Sturmböe lächeln sich alle in unmittelbarer Nähe befindlichen Personen an, ganz egal ob Touri oder Tagangero. Naja, mich stört der Wind überhaupt nicht, empfinde ihn eher als angenehme Brise. Kenne ja die Küste von vor 3 Jahren als Backofen ohne jeglichen Wind und finde das so fast angenehmer. Ein bisschen weniger wäre auch ok, aber so ist es halt (Katrin).
Auf dem Dach des Hostel Bavaria hätte es mir doch durch eine Sturmböe tatsächlich beinahe das Netbook aus der Hand weggerissen. Ja was hätte ich dann gemacht… Es gibt zwar Internetcafés, aber, da würde mir dann sicher nichts einfallen zum schreiben.

In Taganga steppt der Bär am Samstagabend, alles ist auf den Beinen. Aus allen Ecken hört man Musik. Und was für Musik. Nix mit MTV-Charts! Kein HipHop, wenig Merengue und Bachata. Dafür genau die Musik die ich liebe. Alte Cumbias, neue Cumbias, Cumbia-Fusion von Gruppen wie Systema Solar, Bombas Estereo usw. die es verstehen, traditionelle erdige Cumbia neu und sehr modern zu arrangieren und interpretieren. Wenn Salsa, dann ein wirklich breites Spektrum von alt und neu. Nicht nur die letzten Hits, sondern, alte und neue Sachen gemischt von Son zu Pachanga. Eine saugeile Mischung! Ein wenig Problematisch ist allerdings, wenn man, wie wir, seinen Sitzplatz an der Promenade, an einem Ausgang der zur Bucht hin laufenden Straßen gewählt hat. Der Wind, der in die Richtung Meer bläst, stieß mit seinen Böen immer mit voller Kraft durch die Häuserschluchten direkt auf uns, so dass wir in diesem 3-6 minütigem Zyklus für Sekunden nichts mehr sehen konnten. Aber alle Leute nahmen es mit Gleichmut. Keiner fluchte oder regte sich auf.
Was auch oft nicht leicht ist, wenn man die falsche Sitzplatzposition wählt, bekommt man in beeindruckender Lautstärke aus mehreren Richtungen mehrere Kanäle unterschiedlicher Musik geboten. Mit etwas Übung gelingt es tatsächlich, im eigenen Hirn den Fokus auf eine der Quellen zu setzen.  Aber die einfachere Lösung ist, sich da hin zu setzen wo eine der Soundquellen überwiegt. Das haben wir dann auch gemacht. Wir setzten uns in eine Eckkneipe, in der an zwei Tischen Karten gespielt wurde. Die Musik war so laut, dass wir uns nur durch Schreien unterhalten konnten. Aber es war eine recht coole  Atmosphäre und die Musik war sehr nach unserem Geschmack, alte Porros und so. Die Leute flanierten vorbei. Die Jungs in der Kneipe fingen an (vermutlich wegen der „exotischen Gringa“ Katrin) sich zu Champeta und Cumbia Tanzperformances zu liefern. Cool war das. Katrin freundete sich mit dem circa 5 jährigem Jungen der Bedienung an. Der Bursche wurde aber immer zudringlicher und nervte schließlich. Rückte der Katrin regelrecht auf die Pelle. Ja, vor allem weil ich auch das Gefühl hatte, dass das den Eltern gar nicht recht ist.
Wir gingen dann weiter. Es war scheinbar alles auf den Beinen was irgendwie die Möglichkeit hatte, jetzt am Abend an den Beach runter zu kommen. Eine recht ausgelassene, fröhliche Stimmung, ohne zu viel dieses heutzutage bei Jungstern so beliebte „Gangsta-Getue“, das man bei uns so oft findet. Es blieb superalegre, jedoch relaxt.